Elementare Zahlentheorie WS 2003/04
Stundenprotokoll von Freitag, dem 31.10.2003 (MH)
Thema: Restklassenringe
(Menge
aller „Töpfe“)
1. Frage: Algebraische Struktur?
2. Frage: Anzahl der Elemente?
3. Frage: Erzeugendensystem?
Ad 1.:
Die algebraische Struktur dieser Menge ist ein kommutativer Ring-mit-1. Es bleibt die Frage zu beantworten, ob man auch mit den „Töpfen“ rechnen kann.
Wohldefiniert.
Wohldefiniert.
Auch das Inverse ist wohldefiniert.
Alle
Gesetze, wie z.B. das Assoziativgesetz, sind erfüllt, da sie
auch in
gelten.
Es handelt sich bei der Menge um eine additive Struktur: kommutative Gruppe.
Insbesondere additiv geschrieben ab jetzt.
Ad 2.:
.
,
d.h. dass die Gruppe n Elemente hat
(
).
Ad 3.:
Es ist die Frage zu klären, ob ein Element zur Erzeugung der Gruppe reichen würde? Wie sähe das Erzeugnis eines einzigen Elementes aus?
Unsere Überlegung geht dahin, dass die „1“ als Erzeuger in Frage kommt, und dann wäre das Erzeugnis die Menge aller Vielfachen von „1“. Jedoch kommt schnell die Frage nach der Erzeugung der „0“ durch die „1“. Ist die Erzeugung der „0“ möglich, wenn nur die „1“ voranden ist?
Unsere
Antwort lautet, dass auch der „Nulltopf
“
als Vielfaches von „1“ darstellbar ist:
.
Wir
stellen fest: ,
das heißt, der „Eins-Topf
“
wird so oft addiert, wie es das x angibt, wenn x eine natürliche
Zahl oder 0 ist. Wenn es negativ ist, so wird ein „-“ - Zeichen
geschrieben.
Somit
lässt sich abschließend feststellen:
.
Die additive Gruppe ist also zyklisch und wird von der „1“
erzeugt.
Jetzt
haben wir die Frage geklärt, ob die Gruppe von nur einem Element
erzeugt werden kann. Es stellt sich jedoch erneut eine Frage. Unser
Interesse gilt allen Zahlen, die auch die Gruppe erzeugen könnten.
Wir suchen also andere Elemente
,
die auch die Gruppe erzeugen.
,
z.B.
,
d.h. wir können feststellen, dass auch das Inverse des
„Erzeugers“ erzeugt die ganze Gruppe.
Wir machen uns Gedanken darüber, nach welcher Methode wir unsere Frage beantworten können, und überlegen uns zwei verschiedene Strategien. Der erste Vorschlag ist das ganze theoretisch aufzubauen, die zweite Idee ist, es erst einmal mit Beispielen zu versuchen.
Der zweite Vorschlag wird dann auch in die Tat umgesetzt:
Beispiel
n = 10,
Um der Frage nach den Erzeugern in diesem System nachzugehen, schließt sich an die Frontaldiskussion eine Arbeitsphase an, in der die Elemente der angegebenen Beispielmenge auf ihre Erzeugerfähigkeit überprüft werden.
Ergebnis dieser Arbeit:
Erzeuger:
Nicht-Erzeuger: .
Nach dieser Feststellung bleibt die Überlegung für eine allgemeine Formulierung.
Allgemeine
Formulierung:
ist
ein Erzeuger der zyklischen Gruppe
genau
dann, wenn ggT(y, n) = 1 ist.
Anschließend soll diese allgemeine Formulierung bewiesen werden, ebenfalls wieder in Gruppenarbeit.
Beweis:
„<=“
XEA ergibt, dass
,
wobei a, b ganze Zahlen sind;
,
daraus folgt
,
somit wissen wir, dass wir die
mittels
erzeugen können.
Da aber eben schon herausgefunden wurde, dass
Erzeuger
der Gruppe ist, folgt die Behauptung, dass
Erzeuger
ist.
„=>“ Dieser Beweis geht quasi rückwärts, da y und n teilerfremd sind.
Bisher haben wir die additiv geschriebene zyklische Gruppe betrachtet. Ab jetzt wollen wir auch die multiplikative Gruppe betrachten.
In
der additiven Schreibweise war 0 das neutrale Element, jetzt ist
diese Aufgabe der 1 zugeordnet.
(Vielfache
von n).
Es gibt also einen Übergang von der additiven zur multiplikativen Schreibweise:
Es handelt sich also bei der multiplikativen und der additiven Gruppe um isomorphe Gruppen bzgl. zweier zueinander inverser Isomorphismen.
Dies beantwortet auch die
Frage, wie die weiteren Erzeuger der (multiplikativ geschriebenen) zyklischen
Gruppe aussehen:
(analog
zur Addition).
Wir
betrachten nun die multiplikative Struktur von
:
Multiplikation, 1
4. Frage: Typ?
Bei dieser Menge handelt es sich um einen Monoid.
5.
Frage: Welche Elemente sind invertierbar im Monoid?,
also die Menge aller „Töpfe“ die durch zu n teilerfremde Elemente
repräsentiert werden.
Denn:
6.
Frage: Was für eine Struktur hat
?
-->
abgeschlossen unter Multiplikation:
Produkt ist auch invertierbar
--> Eins invertierbar => Monoid
--> jedes Element ist invertierbar => Gruppe
7. Frage: Wieviele Elemente hat diese Menge?
8. Frage: Wir haben noch keine explizite Formel. Wie sieht also die/eine Formel für diese Euler-Funktion aus?
Um diese Frage zu beantworten, wurde etwas diskutiert und im Anschluss daran wieder ein Beispiel vorgeschlagen. Als Ergebnis dieser Arbeitsphase wurde folgende Tabelle an der Tafel festgehalten:
n |
|
|
|
---|---|---|---|
1 |
1 |
1 |
|
2 |
2 |
1 |
|
3 |
3 |
2 |
|
4 |
4 |
2 |
|
5 |
5 |
4 |
|
6 |
6 |
2 |
|
7 |
7 |
6 |
|
8 |
8 |
4 |
|
9 |
9 |
6 |
|
10 |
10 |
4 |
|
Überlegungen zur Findung der Formel:
--> funktioniert,
aber
funktioniert
nicht!
--> Wenn n eine
Primzahl ist, so ist
,
p: Primzahl
--> Chinesischer Restesatz:
Sie sind isomorph bezüglich Ring-mit-1.
Als Gruppe unter demselben Isomorphismus.
Vermutung:
Beweis:
„=>“: Es sei (x, y) Einheit.
Dann existieren (x', y') mit (x, y)(x', y') = (1, 1).
(x, y)(x', y') = (xx', yy').
„<=“: Es
seien x, y Einheiten.
Dann existieren x' und y' mit xx' = 1, yy' = 1.
Es folgt: (x, y)(x', y') = (1, 1)
Jetzt haben wir unsere Vermutung bewiesen, es fehlt aber immer noch eine exakte Formel für die Eulersche Phi-Funktion.
Ist
die
Primzahlzerlegung von n in die verschiedenen Primzahlen
,
so ist
.
Jetzt ist noch die
Frage offen, wie man
für
Primzahl p und
.
.
.
Es gibt demnach
Elemente.
Es bleibt die Frage zu klären, welche Elemente x Vielfache von p sind und wieviele ich von diesen Elementen habe.
Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns einen Zahlenstrahl vorgestellt, der mit dem „Nulltopf“ beginnt und den „p-Topf“ und seine Vielfachen aufweist.
Dabei kann man folgendes Beobachten:
.
Demnach gibt es
Elemente,
die durch p teilbar sind (= „Schlechten“).
Uns interessiert aber
die Zahl der „Guten“, welche sich bestimmt zu
.
Mit diesem Ergebnis können wir unsere Formel für die Euler Phi-Funktion vervollständigen und halten folgendes fest:
.
Jetzt können wir abschließend an unserem obigen Beispiel überprüfen, ob und wie unsere Formel funktioniert:
n = 9: n = 3², p = 3, alpha = 2
j(9) = 3(3-1) = 6
Ein Vergleich dieses Ergebnisses mit dem aus unserer Tabelle zeigt eine Übereinstimmung.
n = 4: n= 2², p = 2, alpha = 2
j(4) = 2(2-1) = 2
Ein Vergleich mit der Tabelle liefert auch hier eine Übereinstimmung.
Somit haben wir eine Formel für die Eulersche Phi-Funktion gefunden, mit der auch die Einheitengruppe beschrieben werden kann.