Elementare Zahlentheorie WS 03/04
Stundenprotokoll vom 17.10.2003 (AK)
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§ 1 Figurierte Zahlen: Anschauung und Kreativität


1. Finden sie eine Formel für Δn = Summe der ersten n natürlichen Zahlen!

( z.B. 1 + 2 + ... + )


Idee: Die Summe der letzten und der ersten Zahl der gegebenen Summe ergibt , die Summe der vorletzten und der zweiten Zahl ergibt wieder , u.s.w..

Insgesamt ergeben sich solcher Paare.


Δn =


Anschauung: Mit Hilfe von Kästchen lassen sich die Zahlen von 1 .. n darstellen: Die erste Spalte des 'Dreiecks' stellt die Zahl 1 dar, die zweite Spalte die Zahl 2, u.s.w..

Die Summe der gesamten Kästchen ergibt nun Δn .




Bilde also durch Übereinanderlegen zweier Dreicks-Kästchen- Formen ein Rechteck: Es entsteht ein Rechteck mit den Seitenlängen n und n+1.


Formel:



2. Finden sie eine Formel für Un := Summe der ersten n ungeraden natürlichen Zahlen!


Plan: 0) Tabelle von Beispielen zur Aufstellung einer Vermutung

1) Behauptung formulieren

2) Behauptung beweisen


Schreiben:

0)


n = 1

1

= 1

= 1²

n = 2

1 + 3

= 4

= 2²

n = 3

1 + 3 + 5

= 9

= 3²

n = 4

1 + 3 + 5 + 7

= 16

= 4²

n = 5

1 + 3 + 5 + 7 + 9

= 25

= 5²

n = 6

1 + 3 + 5 + 7 + 9 + 11

= 36

= 6²


1) Behauptung: Un := n².


2) Beweis per vollständiger Induktion:

Da wir die Summe der ungeraden Zahlen berechnen, ist


Damit ist: n = 1 √

Induktionsschritt:

Damit haben wir nach dem Induktionsprinzip unsere Vermutung bewiesen (aber noch lange nicht verstanden)!


3) Anschauliche Vorstellungen:

(i) Stelle die Zahlen erneut durch Kästchen dar. Die erste Spalte in weiß gehört zu n=1, die zweite zu n=2 ... Da nur die ungeraden Zahlen summiert werden sollen, sind als n-te Spalte 2n-1 Kästchen gezeichnet. Legt man nun das 'Dreieck' noch einmal oben dran (rot), erhält man ein Rechteck der Seitenlängen n und (2n-1)+1.



Formel:

(ii) Eine weitere Idee ist, die Kästchen entsprechend den Zahlen direkt zu einem Quadrat zu legen. Jede größere, ungerade Zahl ergibt ein größeres Quadrat.



Dies ergibt ein Quadrat mit der Seitenlänge n. →



3. Finden sie eine Formel für An := 1+2+3+..+(n-1)+n+(n-1)..+1 (Auf-und-Ab-Regel)!


Methode: Bekannte Formel anweden:

Drücke also An durch Δn aus.



Anschauliche Vorstellung: Wie im ersten Beispiel bilden wir wieder ein Rechteck durch übereinanderlegen zweier 'Dreiecke', mit dem Unterschied, dass wir nun (da der zweite Teil der Summe An nur bis (n-1) geht) die Spalte für n weg lassen. Es ergibt sich also ein Quadrat der Seitenlänge n.


An = n²


4. Finden sie eine Formel für Qn := Summe der ersten n Quadrate!



Plan: 0) Gewinnung einer Vermutung

Methoden: a)Beispiele hinschreiben

b)Geometrische Idee


Zu a) Betrachte die Summe der Quadrate genauer: Auffällig ist, dass der Abstand zweier aufeinanderfolgender Summanden gerade die ungeraden Zahlen darstellen.


Benutze also Un=1+3+5+7+... →

(nicht weiter verfolgt)


Zu b) Benutze schon bekannte Summen:

Bilde für die Summe Qn ein Dreieck folgender Form (hier für n=4):




Setzte das zweite Dreieck nun zweimal an das erste an und erhalte einen „Pfeil“, der auf zwei unterschiedliche Art und Weisen interpretiert werden kann:




Also:




5. Finden sie eine Formel für Kn := Summe der ersten n Kuben!



Methode: Bekannte Formel anwenden:

Wie in Teil 1) ist Δn anschaulich:


Multipliziert man zwei solcher Δn so erhält man die anschauliche Darstellung von Kn :



Damit: Kn=



Nachträglicher Hinweis:
Wir haben es hier mit verschiedenen Folgen natürlicher Zahlen zu tun. Es gibt eine Internetseite The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences von N. J. A. Sloane, die viele viele solche Folgen erkennt und erläutert. Dazu gibt es auch ein Buch von Sloane: A Handbook of Integer Sequences, New York: Academic Press, 1973. Ein jüngerer Artikel von Sloane über die Folgen-Datenbank steht in der Mitglieder-Zeitschrift Notices of the American Mathematical Society 50:8 (2003), 912--915 mit dem Titel: The On-Line Encyclopedia of Integer Sequences.


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