In der heutigen Stunde beschäftigen wir uns mit dem Thema:
Analog zum bisherigen Vorgehen für Abstände [dort: abstandsgleich] in der Vorlesung betrachten wir als erstes "inhaltsgleich".
Kongruente Polygone sind inhaltsgleich.
Dazu:
Polygone sind Vereinigungsmengen von endlich vielen abgeschlossenen Strecken.
1.) | 2.) | 3.) |
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"normal" | "Abgeschlossenheit?" | "Überschneidungen?" |
Frage: (1) Welche Bedingungen müssen gelten, damit wir "normale" Polygone haben? (S. später.)
Kongruente Polygone lassen sich mit Spiegelungen zur Deckung bringen (Spiegelungen erhalten Abstandsgleichheit). Also sind sie inhaltsgleich.
Es gibt zwei Möglichkeiten die Inhaltsgleichheit zu definieren. Entweder man betrachtet Zerlegungsgleichheit oder Ergänzungsgleichheit.
Zwei "normale" Polygone heißen zerlegungsgleich, wenn es möglich ist, sie in endlich viele paarweise kongruente "normale" Teilpolygone zu zerlegen.
Frage: (2) Was ist ein Teilpolygon, was bedeutet "Polygon 1 liegt im Innern von Polygon 2"? (S. später.)
Die Zerlegungsgleichheit ist eine Äquivalenzrelation.
Symmetrie: klar. Reflexivität: klar.
Transitivität: Beweisskizze: Polygon A sei zerlegungsgleich mit Polygon B. Polygon B sei wiederum zerlegungsgleich mit Polygon C. Dann kann man durch Übereinanderlegen der Zerlegungen von B eine feinere Zerlegung finden, die sowohl in A als auch in C paarweise kongruente Polygone hat. Also ist Polygon A auch zerlegungsgleich mit Polygon C.
Zwei Polygone heißen ergänzungsgleich, wenn es möglich ist, zu jedem der beiden Polygone endlich viele Polygone so hinzuzulegen, daß die hinzugelegten Polygone paarweise kongruent sind und die so entstandenen Polygone zerlegungsgleich sind.
Die Ergänzungsgleichheit ist eine Äquivalenzrelation.
Nach der Zerlegungsgleichheit klar.
Zwei zerlegungsgleiche Polygone sind stets auch ergänzungsgleich.
Nach Definition klar.
Zwei ergänzungsgleiche Polygone sind stets auch zerlegungsgleich.
Der Beweis dieses Satzes ist recht kompliziert und sprengt den Rahmen der Vorlesung.
Nun wollen wir ein Maß für den Inhalt eines Polygons finden. Dafür definieren wir eine Abbildung A von der Menge der "normalen" Polygone F in den Koordinatenkörper K (dessen Eigenschaften wir noch genauer untersuchen werden).
Für A sollen bestimmte Bedingungen gelten. Es seien F1, F2, F Polygone aus F.
Betrachten wir zunächst ein Rechteck im Koordinatensystem, dem K zugrundeliegt. Skizze dazu:
Ein Polygon läßt sich triangulieren, d. h. es gibt eine Zerlegung durch "Diagonalen" [Def.?] aus lauter Dreiecken, die Triangulierung.
Als Induktionsverankerung betrachte man ein Dreieck, hier gibt es mindestens eine Zerlegung, nämlich das Dreieck selbst. Seien nun die Polygone bis zum n-Eck triangulierbar. Zerlegt man ein (n + 1)-Eck in zwei Polygone, so haben diese weniger als n + 1 Ecken, also höchstens n. Diese Polygone lassen sich also triangulieren. Damit gibt es dann also eine Triangulierung für das (n + 1)-Eck.
Durch die Analyse ist die Eindeutigkeit des Flächenmaßes A gezeigt.
Nun besteht noch die Schwierigkeit, die Existenz des Flächenmaßes A zu zeigen. Dies ist aber für die verbleibende Zeit zu aufwendig.
"Normale" Polygone müssen folgende Bedingungen erfüllen:
Das Problem des "Inneren" einer Figur ist ein weiter Themenbereich für sich und wird daher hier nicht behandelt.
Diese Nachweise müssen ohne Benutzung der genannten Bedingungen erfolgen und sind daher ebenfalls schwieriger.