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Beta Calabakrab

Im Terminal von Beta Calabakrab war ein geschäftiges Treiben, als Estrel ankam. Vor 5 Jahren war hier im Sektor 37$\beta$ noch nichts, außer einem kleinen wüstenartigen, unbewohnten Planeten, der noch nicht einmal wertvolle Rohstoffe hatte, die man ausbeuten konnte. Die Sicherheitskontrollen waren so scharf wie selten. Schon kurz nach der Ankunft in der Umlaufbahn von Beta Calabakrab hatte sie gemerkt, daß sie telepathisch überwacht wurde. Am Eingang hatte es eine viertel Stunde gedauert, bis ihre Identität korrekt bestätigt wurde. ,,Die Rechner seien zur Zeit sehr beschäftigt`` war die wenig befriedigende Antwort. Nun dockte der Gleiter am Kontrollzentrum an und Estrel war ein wenig sauer.

,,Ich freue mich, daß sie so schnell kommen konnten. Ich hoffe, ihre Reise war sehr angenehm. Ich muß mich nochmals entschuldigen für die hohe Geheimhaltungsstufe, aber sie werden gleich erkennen, daß dies gerechtfertigt ist. Mein Name ist übrigens Phudys Maas. Ich bin der kommandierende General auf diesem Stützpunkt. Wenn Sie mir bitte folgen würden.``

Es kam ihr sehr merkwürdig vor, daß sich der General selber bemühte sie von der Ankunftsschleuse abzuholen3 - sie mußte sehr wichtig sein. Beim Vorbeifliegen hatte sie das riesige Raumschiff gesehen, das vor dem Planeten lag. Es war ein überwältigender Anblick. Das Schiff war genauso hoch wie der Planet selber und viel länger. Das Ende hatte sie garnicht sehen können. Es mußte ein gewaltiger Kraftakt gewesen sein, soviel Baumaterial unter der höchsten Geheimhaltungsstufe hierher zu schaffen.

Als sie im Konferenzraum ankamen, schaltete Phudys den Monitor ein. Über dem Tisch wurde eine dreidimensionale Karte des Sektors 3F$\delta$ sichtbar, wie Estrel an der einzigartigen Konstellation der beiden Sonnen erkannte, um die der Planet Sallyris die Bahn einer Acht beschrieb.

,,Vor etwa zehn Jahren tauchte hier``, Phudys stochert ein wenig ungeschickt mit seinen Fingern in dem Bild herum, ,,ein uns immer noch unbekanntes Objekt auf. In Expertenkreisen wird es inzwischen wegen seiner gewaltigen Größe `Modul' oder `Monster' genannt. Inzwischen wissen wir, daß es ein gigantisches Raumschiff mit uns noch unbekannten Ausmaßen ist. Das Modul sandte eigenartige Signale aus, die wir bisher noch nicht dekodieren konnten. Wir haben versucht in allen uns bekannten Sprachen, mit allen Symbolen und Verschlüsselungssystemen Kontakt aufzunehmen, aber es ist uns nicht gelungen.``

Phudys trank einen Schluck Wasser und sprach weiter. ,,Vor genau 7 Jahren, 2 Monaten, 17,326 Tagen1 hat das Modul das erste unserer Schiffe, die `Beteigeuze Exploria II' ohne Vorwarnung angegriffen und völlig zerstört. Ein Volltreffer. Keiner hat überlebt. Unsere Aufzeichnungen von diesem Zeitpunkt sind nicht ganz komplett. Es gab eine kleine Störung - wir vermuten, daß das Modul über geheimnisvolle Kräfte verfügt, denn die Softwarefirma hat uns versichert, daß ihr Produkt einwandfrei ist - eine Störung im Aufzeichnungssystem. Man kann zwar genau sehen, wie aus dem Modul Energie austritt - eine Waffenart, wie sie unserer neuesten Technik entspricht - aber man kann den Ort, wo die Energie zum erstenmal entsteht, nicht lokalisieren.``

Phudys stand auf und ging im Raum auf und ab. ,,Seit diesem Zeitpunkt stehen wir in ständigem Gefecht mit dem Modul. Zwei Drittel unserer gesammten Kriegsflotte sind schon zerstört, aber das Modul hat noch keine sichtbaren Schäden genommen. Wir haben unsere neuesten Waffen ausgetestet, aber das Modul hat immer wieder adäquate Waffen. Sie scheinen unsere Waffentechnik bestens zu kennen, gute Schutzschilde zu haben und sogar in der Lage zu sein, unsere Waffen in sehr kurzer Zeit nachzubauen, denn sie antworten immer mit ähnlichen Waffen, also ob das Modul uns foppen wollte.``

Nun stütze sich Phudys mit beiden Armen auf den Tisch, wobei sein Auge gerade hinter dem Bild des Kometen PersEUS verschwand, was dem Gesichtsausdruck eine gewisse Lächerlichkeit gab. ,,Wie sie sicher schon gesehen haben, sind wir nun dabei, ein riesiges, man könnte sogar sagen gigantisches Schlachtschiff zu bauen. Wir haben uns entschieden, alle unsere Anstrengungen in diesen Kreuzer zu setzen, um dem Eindringling zumindest ein annähernd adäquates Gegenstück entgegenzusetzen.``

Phudys setzte sich wieder auf seinen Drehstuhl, der unter seinem Gewicht einen Ächzton von sich gab. ,,Wir haben nur noch ein paar kleine Probleme. Und das ist die Stelle, an der wir sie bitten uns zu helfen.``

,,Und was ist, wenn ich ihnen nicht helfen will¿` fragte Estrel.

,,Sie sind freiwillig gekommen, aber für sie gibt es nun leider kein Zurück mehr. Sie brauchen uns nicht zu helfen, aber Sie können auch nicht mehr zurück, denn Sie wissen schon zu viel.``

,,Was soll ich denn tun,`` fragte Estrel.

,,Ich war bei den Problemen``, fuhr Phudys fort. ,,Wir haben noch keine Waffen. Desweiteren wollen wir die Signale des Modul dekodieren.`` Dann machte Phudys ein nachdenkliches Gesicht ,,Wir haben auch noch ein kleines Problem mit dem Antrieb...``

,,Genauer gesagt,`` bemerkte Estrel, ,,funktioniert noch gar nichts. Außer der Hülle des Raumschiffes.``

,,Nun ja, con algo hay que empezar2...`` verteidigte sich Phudys. ,,Wir haben gedacht, daß die technologische Entwicklung so schnell voranschreitet, daß sie die Probleme schnell beseitigen kann. Denken Sie nur an den Beginn der Eroberung des Weltalls. Die ersten Forschungsschiffe, die eine Reise von 50 Jahren vor sich hatten, wurden bereits nach 10 Jahren von neuen, schnelleren Schiffen überholt. Wir erhofften einen ähnlichen Effekt. Mit den konventionellen Antrieben kommt ein Raumschiff dieser Größe nicht befriedigend vorwärts. Entweder sind die Antriebe zu langsam, ð wir wären erst in 200 Jahren im Zielsektor, oder aber wir bräuchten zu viel Energie, soviel Energie wie die Masse von zehn Sonnen der Klasse $\Gamma_3$.`` Phudys schaute Estrel an, als ob er sich an dem erstaunten Gesicht weidete. ,,Und wir waren auch nicht untätig. Es gibt ein erfolgversprechendes Projekt - und damit kommen wir zu unserem vorläufig letzten Problem - wir haben leider den Kontakt verloren. Und damit kommen wir zu ihrer Aufgabe. Wir haben gehört, daß Sie zu den besten zehn Leuten gehören, die die Telepathie beherrschen.``


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Markus Ottensmann
1999-08-23