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Verschollen

...CHECK, SICHERHEITSCHECK, ÜBERPRÜFE KOORDINATEN, ERROR, ..., ENERGIE AUF MINIMUM, ..., SCHALTE AUF NOTENERGIE IN 5 MINUTEN, er konnte eine monotone Computerstimme im Hintergrund wahrnehmen, aber er sah noch nichts. `Wo war er?' ... SYSTEME STABILISIEREN SICH,... Er fühlte Gurte, die in seinen Oberkörper schnitten. `Ich sollte die Augen aufmachen' - doch seine Glieder gehorchten ihm noch nicht. ...KOORDINATEN FEHLERHAFT... `Was war passiert?' Er erinnerte sich - oder waren es die Computerstimme und die Gurte, die ihn dazu veranlaßten - SCHALTE AUF NOTENERGIE IN 4 MINUTEN in der Kommandozentrale eines Raumschiffes zu sein. `Es muß einen Zwischenfall gegeben haben. Oder hatte er einfach nur zuviel getrunken?'

Mit einer ungeheuren Willenskraft gelang es ihm, seine Augen zu öffnen. Grelles Licht blendete ihn, aber langsam konnte er die Monitore unterscheiden. Meldungen huschten über die Bildschirme. Die Glieder kribbelten, als das Blut wieder langsam durch die Adern sickerte. Er schaute sich noch ein wenig benommen um. Er erkannte die Kommandozentrale der MONTE CARLO. Sein Kopf schmerzte, als ob er gestern zu viel Bier getrunken hätte - er hatte mit Sicherheit zu viel Bier getrunken, aber normalerweise hämmert der Kopf nicht so.

Frank sah Stephan, der gerade hinter seinem Kontrollstand erwachte. ,,allleeeeeiiiirmmmmmuuuuh``, lallte Stephan noch nicht ganz bei Sinnen. Neben Stephan lag Roni noch immer ohne Bewußtsein, zusammengesunken im Sessel hinter ihrem Ortungsstand.

,,Computer, Situationsbericht¡` brüllte Frank. ,,Hallo, aufwachen...``, Frank rannte zu Roni und schüttelte an ihr, bis er erste Reaktionen wahrnahm.

WIEDEREINTRITT IN RAUM VOR 10 MINUTEN. ALLE VEKTOREN GEFUNDEN. SYSTEME STABIL. ENERGIE 1%. SCHALTE AUF NOTENERGIE IN 1 MINUTE. KOORDINATEN UNBEKANNT. GESCHWINDIGKEIT KONSTANT BEI 20. SCANNER MELDET PLANETENSYSTEM MIT VIER PLANETEN UND EINER SONNE. DER ZWEITE PLANET HAT ATMOSPHÄRE. MÖGLICHERWEISE EXISTIERT LEBEN.

Langsam kam die Erinnerung zurück. Sie waren auf einem Probeflug um seinen neuen Antrieb zu testen. Es war im Prinzip eine geniale Idee von ihm. ,,Wo sind wir? Kann mir irgend jemand, verdammt noch mal, sagen, wo wir sind¿` fragte Roni.

,,Du bist auf der MONTE CARLO, einem Raumschiff der Imperiumsklasse, und Du bist die Ortungschefin, die eigentlich wissen sollte...``

,,Ja Frank, ist schon gut. Soweit bin ich auch noch gekommen, aber meine Daten sind widersprüchlich. Zum einen sind wir nicht da, wo wir eigentlich sein sollten, zweitens sagt mir der Scheiß-Computer immer wieder, daß unsere Position gar nicht existiert. Drittens weiß ich noch nicht einmal, wann wir sind... Ganz zu schweigen davon, daß es keinerlei Kommunikation zu unserem Stützpunkt gibt.``

`Alles in allem war das eine verfahrene Situation', dachte Frank, `und das sogar im wörtlichen Sinn'.

,,Und außerdem ist mein Bier alle``, warf Stephan dazwischen.

ACHTUNG: ENERGIEVERSORGUNG AUF NOTENERGIE UMGESTELLT. HAUPTCOMPUTER UND ALLE ENERGIEINTENSIVEN GERÄTE WERDEN HERUNTERGEFAHREN...

Tatsächlich lag eine leere Flasche Bier vor Stephan. Die Flasche war vom Tisch gefallen und hatte den Pilotenoffiziersersatzanzug (der im Prinzip aus einer Jeans und einem T-Shirt bestand4) angesabbert. Es roch nach Bier, auf dem Boden war noch eine kleine Pfütze zu sehen. In der Pfütze schwamm eine kleine Fliege. Sie war wahrscheinlich tot, ertrunken.

`Vielleicht ist etwas mit der Bierflasche nicht in Ordnung gewesen und hat dazu geführt, daß wir falsch geflogen sind', dachte Frank5.

ACHTUNG: NOTENERGIERESERVEN AKTIV, HAUPTCOMPUTER DEAKTIVIERT, BELEUCHTUNG AUF NOTBELEUCHTUNG UMGESTELLT, HEIZUNG IN ÄUSSEREN EBENEN ABGESTELLT, ...

,,Maschinenraum¡` brüllte Frank und wandte sich an den großen Kommunikationsbildschirm. ,,Wie sieht es da unten aus¿`

Ein großer, breitschultriger Mann erschien auf dem Monitor. Es war Lukas, der Chefingenieur - im Prinzip war er nur Chef von sich selber, denn außer Tobias, Corinna und Volker, die gerade in ihren Zimmern schliefen, um sich von ihrer letzten Wache zu erholen - die drei bildeten das erste6 Team, war sonst niemand an Bord.

,,Wir haben hier ein kleines Problem mit unserem Linearantrieb. Die Antriebs-Lichtkopplung ist zu Null kondensiert und kann nicht wiederhergestellt werden.`` Lukas schaute ein wenig grimmig drein, denn normalerweise war dieses kleine, aber dennoch sehr wichtige Teil des Antriebs unzerstörbar. Daher gab es dafür auch keine Ersatzteile an Bord - und das wußten auch alle. ,,Außerdem ist unsere Energie fast bei Null.``

,,Kann man das nicht irgendwie überbrücken¿` fragte Frank und erkannte schon sofort die Unsinnigkeit seiner Frage, denn darauf kam es ja garnicht an. Sie hatten ja noch den Pulsarantrieb, mit dem man nicht besonders schnell fliegen konnte, aber zum Unterlichtgeschwindigkeitsflug reichte der völlig aus. Erst mit dem Linearantrieb erreichte man Geschwindigkeiten von mehreren Warp. Wenn man dann noch das Prinzip der Kondensation benutzte - Frank war immer noch stolz auf seine Idee `Man kann alles mit Kondensation lösen', hatte er in seinem jugendlichen Leichtsinn damals gesagt, aber es hatte funktioniert, fast zumindest -. Mit der Kondensation konnte man alles etwas kleiner machen - sogar die Entfernungen - und kam dadurch unter minimalem Energieeinsatz mit dem Linearantrieb in kürzester Zeit ans andere Ende der Galaxis. Aber wenn etwas zu Null kondensierte, konnte es nicht mehr unkondensiert werden, denn es war ja nicht mehr da. Und so etwas war hier wohl passiert. Irgendwann mußte der Linearantrieb dann aus Energiemangel ausgesetzt haben, da er vorher keine Steuerungssymbole vom Zentral-Computer bekam7.

Frank diskutierte seine Gedanken mit Roni. ,,Wenn das so ist, kann ich sicher den Computer bald davon überzeugen, daß er unsere richtige Position und unsere Flugbahn berechnet. Das wird nur ein paar Stunden dauern - vorausgesetzt der Hauptrechner kann wieder arbeiten.``

,,Wir sollten den Planeten der vor uns liegt mal testen - vielleicht existiert intelligentes Leben - und wenn nur halb-intelligentes Leben existiert, so haben sie mit Sicherheit etwas nettes zum Saufen``, sagte Stephan, der insgeheim hoffte, daß auf dem Planeten ein paar primitive Eingeborene lebten, die ihn für einen Gott halten würden, wenn er aus dem Raumschiff stieg. Und dann wären da sicherlich auch noch ein paar weibliche Wesen, die er f...

,,Stephan, nimm Kurs auf diesen Planten, wieviel Energie haben wir noch¿`, befahl Frank. ,,Roni, versuch Funkkontakt in allen bekannten Sprachen und auf allen Frequenzen mit dem Planeten aufzunehmen und bitte um Landeerlaubnis.``

,,Wir haben noch die Energie für genau einen Landeversuch plus 48 Stunden Minimalreserve``, errechnete Stephan, ,,Wir sollten hoffen, daß der Planet belebt ist, oder daß wir sonst irgendwoher die restliche Energie bekommen.``


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Markus Ottensmann
1999-08-23