Elementare Zahlentheorie WS 2003/04                                                                               

 

Protokoll vom 24.10.2003       (TF)

(Fortsetzung von § 2 Teil A) Rechenproben. Anschließend Teil B) Strukturfragen.)

 

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Konventionen:  x0 bezeichnet den „Topf“ bezüglich x.

                                   /Z bezeichnet die Menge der „Ganzen Zahlen“.

                                   xk bezeichnet den Repräsentanten r mit 0 < r < k der Restklasse x + k /Z, also r = x mod k.

 

 

Ausgangsthematik waren Zahlenproben, etwa die Proben mod 2, mod 3, mod 4, etc.

 

Kann man etwa bei gegebener Zahl a und bekannten a2 und a3 auf a6 schließen?

Ist das a6 festgelegt? Gibt es eine Formel aus a2 und a3?

 

Beispiele:

 

a2

a3

a6

0

0

0

0

1

4

1

0

3

1

2

5

0

2

2

1

1

1

 

 

Es sei
a = q × 2 + a2 ,  b = q´ × 2 + b2 ,

a = r × 3 + a3 , b = r´ × 3 + b3                                                        

für gewisse q, q´, r, r´ /Z.         

 

Folgt a6 = b6 , wenn a2 = b2 und a3 = b3 ist?

 

(a = s × 6 + a6 ,   b = s × 6 + b6)

 

a – b = (q – q´) × 2

a – b = (r – r´) × 3

________________

a – b = t × 6     (Hier wird stillschweigend die Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung genutzt.)

 

Also ist (a – b)6 = 0, a6 – b6 = 0, a6 = b6.              Also ist a6 festgelegt.

 

 

Gibt es eine Formel für a6? Zu geg. a2 , a3 finde b /Z mit b2 = a2 und b3 = a3.

 

Ansatz:
Es sei b = 2 a3 x + 3 a2 y. (Lagrange)

Gesucht sind x, y /Z, so dass für b:= 2 x a3 + 3 y a2 gilt:

b2 = a2  und b3 = a3.

 

Wegen des Ansatzes ist b2 = 0 + (3 y a2)2 = (3y)2 a2 . Wir suchen also ein y mit (3y)2 = 1. Entsprechend suchen wir ein x mit (2x)3 = 1.

Allgemeines Problem: Gegeben der Restering n = {0, 1, 2, 3, …, m, ..., (n-1)}. Welche Elemente m sind invertierbar: d. h. für welche m ∈ /Z existiert ein x ∈ /Z mit xn mn = 1?


Antwort. Bei teilerfremden m, n /Z existiert ein x mit (x m)n = 1, also (xn mn) = 1.

 

 

Denn die Berechnung des ggT g von m und n (in /Z) erfolgt über den Euklidischen Algorithmus und den Erweiterten Euklidischen Algorithmus XEA: Es existiert eine Darstellung von g mit:

 

g = u m + v n.

 

Bei uns ist g = 1 = u m + v n  (u, v /Z).

Also 1 = un mn + 0.     à (2 x)3 = 1 = (3 y)2.

Diese Lösung des allgemeinen Problems liefert speziell die Existenz von x und y mit (2 x)3 = 1 = (3 y)2, wie im Ansatz für die obige Formel gewünscht. Das Ergebnis ist der folgende Satz.

 

 

Chinesischer Restesatz:

 

Sind m und n teilerfremd in IN und sind r und s /Z, so existiert ein b /Z mit bm = rm und bn = sn.

 

Zusatz:

 

Man erhält ein solches b in der Form b = n u rm + m v sn, wenn 1 = v m + u n (XEA) gilt.

 

Anwendung auf Rechenproben:

Wenn m1, ..., mr paarweise teilerfremd sind und die Proben mod m1, ..., mod mr „stimmen“, dann stimmt das Ergebnis mod m1  ... mr.

 

 

B)                Allgemeine Strukturfragen an die Ringe-m-1 der Form n.

 

Für a n schreiben wir {x | x /Z, xn = a} =: a0. Es ist also a0 = a + n /Z.

 

Offenbar gilt /Z = a /Z a0.

 

Hilfssatz. a0 + b0 := (a + b)0 ist wohldefiniert.

 

Zum Beweis sei a0 = (a´)0. [Z.z.: (a´+ b)0 = (a + b)0.] Also n | a´ - b. [Z.z.: n | (a + b) – (a´ + b).]

           

Deshalb n | (a´ + b) – (a + b), also (a´ + b)0 = (a + b)0.

 

Hilfssatz. a0 × b0 = (a b)0 ist wohldefiniert. (Beweis selbst.)

 

Wir schreiben ab jetzt +, × statt +, × .

 

n /Z < /Z (Gruppe bezüglich (+, 0, -)).

 

/Z / n ×/Z := {m + n /Z | m /Z}

+, 0, -              m0

×, 1                   -m0 = (-m)0

Ring-m-1

E(/Z / n /Z) = {x0 | x /Z, es existiert ein y0 mit x0 × y0 = 1} ist Gruppe bzgl. ×

(„Einheitengruppe“)

                        = {m0 | ggT (m, n) = 1}

 

                        = (?)

 

Beispiel:  n = 6:

 

/Z / 6 /Z = {00, 10, 20, 30, 40, 50}. In diesem Ring-mit-1 ist 20 keine Einheit.

 

Denn es ist   20 × 30 = 60 = 0.  Wäre nun 20 × x0 = 10, so folgte

 

                                                                       0 = 30 × 20 × x0 = 30 × 10 = 30, ein Widerspruch.




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