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Rekonstruktionen der Brauerbäume

In [HL89] werden die Brauerbaum-Kandidaten, die meinen Beweisen in Kapitel 3 zugrunde liegen, mit Hilfe von verschiedenen projektiven Charakteren bestimmt. Einen Ausschnitt der Theorie, die für die Konstruktion dieser Kandidaten benötigt wird, gebe ich hier an. Im Kapitel 3 werde ich exemplarisch an zwei Beispielen die Argumentation mit diesen Mitteln nachvollziehen. Bei den anderen Bäumen kann man analog oder wie in [HL89] angegeben vorgehen.

Für $ z\in{\protect
\mathbb{Z}}$ und eine Primzahl $ p$ seien $ x\in{\protect
\mathbb{Z}}$ und $ d\in {\protect
\mathbb{N}}$ mit $ z = x\cdot p^d\in{\protect
\mathbb{Z}}\setminus\{0\}$ und $ p\nmid x$. Dann definiere $ \nu_p(z) := d$. Dies ist gerade der Exponent der $ (p)$-adischen Bewertung über $ {\protect
\mathbb{Z}}$, vergleiche auch Beispiel 1.1.1.

1.3.1 Satz   Sei $ B$ ein Block mit zyklischer Defektgruppe der Ordnung $ p^d$, $ p>2$ und $ \nu_p(\vert G\vert) = a$. Dann gilt:
1.
$ \nu_p(\chi(1)) = a-d$ für $ \chi\in\operatorname{Irr}(B)$.
2.
Seien $ \chi,\psi\in\operatorname{Irr}_0(B)$ und $ \chi+\psi\in\operatorname{Proj}(B)$. Falls $ \chi(1) = p^{a-d}q_\chi$ und $ \psi(1) = p^{a-d}q_\psi$, so ist $ q_\chi+q_\psi \equiv 0
\mod{p^d}$.

Beweis:

1.
Siehe [Fei82, Theorem VII,2.16, Seite 278].
2.
Da $ \chi+\psi$ projektiv ist, folgt $ p^a\mid
\chi(1)+\psi(1)$.

Mit diesem Satz und Satz 1.2.4 folgt, daß die Knoten eines Brauerbaums in zwei Mengen $ N_1$ und $ N_2$ unterteilt werden können, so daß die Charaktere, deren Charaktergrade modulo $ p^d$ gleichen $ p'$-Anteil haben, zu einer Menge gehören. Entsprechend diesen Mengen werden die Knoten des Brauerbaums mit $ \circ\glossary{$\circ$>Knotentyp ,,Null\lq\lq }$ (Typ Null) und $ \times\glossary{$\times$>Knotentyp ,,Kreuz\lq\lq }$ (Typ Kreuz) gekennzeichnet. Der triviale Charakter habe immer Typ $ \times$. Damit ist klar, daß nur Knoten von unterschiedlichem Typ eine gemeinsame Kante haben können.

In [HL89, Lemma 5.3.3, Seite 61] ist das folgende Lemma angegeben, mit denen die Brauerbäume rekonstruiert werden können.

1.3.2 Lemma   Sei $ \Phi$ ein projektiver Charakter in einem Block mit zyklischer Defektgruppe. Sei $ \chi$ ein Charakter an einem Knoten des Brauerbaums und seien $ \psi_1,\dots,\psi_n$ die Charaktere aller benachbarten Knoten. Dann gilt

$\displaystyle \sum_{i=1}^n (\Phi,\psi_i) \geq (\Phi,\chi).$ (1.4)

Falls Gleichheit gilt, so ist

$\displaystyle \Phi_1 := \Phi-(\Phi,\chi)\chi - \sum_{i=1}^n (\Phi,\psi_i)\psi_i$ (1.5)

ein projektiver Charakter. Ist $ (\Phi,\psi_i) = 0$ für $ 1\leq i <
n$, so ist

$\displaystyle \Phi_2 := \Phi-(\Phi,\chi)(\chi + \psi_n)$ (1.6)

projektiv.

Beweis:Sei $ \Phi = \sum_{i=1}^n m_i(\chi+\psi_i) + \Phi_0$, wobei $ \Phi_0$ ein projektiver Charakter ist, in dem $ \chi$ kein Konstituent ist. Dann ist $ (\Phi,\chi) = \sum_{i=1}^n m_i$ und damit folgt die Behauptung.

1.3.3 Satz   Sei $ B$ ein Block von zyklischem Defekt, $ \alpha$ ein Automorphismus von $ G$, so daß $ B$ invariant unter der Komposition von $ \alpha$ und der komplexen Konjugation ist.
1.
Die Knoten, die zu den invarianten gewöhnlichen irreduziblen Charakteren und die Kanten, die zu den invarianten irreduziblen Brauercharakteren gehören, bilden einen verbundenen Teilgraphen von $ \Gamma_B$, der eine gerade Linie ist.
2.
Die Komposition von $ \alpha$ und der komplexen Konjugation induziert einen Graph-Automorphismus.

Beweis:Siehe [HL89, Theorem 2.1.21]

Mit diesen Methoden erhält man aus einer Menge von projektiven Charakteren und deren Zerlegung in die irreduziblen gewöhnlichen Charaktere des Blocks eine Menge von Brauerbaum-Kandidaten.


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Markus Ottensmann
2000-02-10